Verluste der Luftwaffe ohne Feindeinwirkung
Verluste der Luftwaffe ohne Feindeinwirkung wurde erstellt von Eisbär
Posted 7 Jahre 3 Wochen her #34228
Adolf Galland sagte nach dem Krieg, das die deutschen Flugzeugführer in den Jahren von 1935 bis 1937 die Ausbildung einer Elite genossen. Viele in dieser Zeit ausgebildete Piloten wurden später zu Assen. Nach 1937 wurde aus verschiedenen Gründen die Ausbildung zunehmend schlechter. Nachfolgender Artikel, der Teil einer Doktorarbeit ist und sich ausschliesslich auf historisch bestätigte Dokumente abstützt, verdeutlicht diese Entwicklung anhand von Verlustzahlen ohne Feindeinwirkung.
Verluste ohne Feindeinwirkung
Neben den hohen Verlusten durch Feindeinwirkung kam es aufgrund der unzureichenden Ausbildung des fliegerischen Nachschubs auch zu zahlreichen personellen und materiellen Ausfällen gänzlich ohne Feindeinwirkung, die im Juni 1944 mit 48,5% (!) einen bedeutenden Anteil an den gesamten Abgängen sowohl der Front- als auch der Heimat- und Ausbildungsverbände, ausmachten. Zwei Dritteln davon, so der von Galland eingesetzte Inspekteur der Jagdflieger, lagen keine technischen Ursachen zugrunde; sie basierten auf menschlichen Schwächen. Alleine zu Beginn der amerikanischen Luftoffensive mit dem Ziel der Ausschaltung der Luftwaffe hatte diese im Februar 408 tote Flugzeugführer und 1.300 vernichtete oder beschädigte Maschinen durch Unfälle ohne Feindeinwirkung zu beklagen. Im April stellte der Führungsstab fest, dass die immense Zahl vermeidbarer Unfälle „die Kampfkraft der Front unerträglich schwächen“ würde, und im Juni betrug die Zahl der bei Unfällen beschädigten und zerstörten Flugzeuge 2.400 Stück, davon fast 1.000 Totalschäden.
Die teilweise mangelhafte Beherrschung der eigenen Maschinen und fehlende Navigationskenntnisse führten schon bei Verlegungen auf neue Flugplätze innerhalb des Reichsgebietes zu Unfallzahlen von 5-10% der Verbandsstärken und senkten im erheblichen Umfang deren Einsatz- bereitschaft. Der Geschwaderkommodore des Z.G. 26 berichtete, dass Ende 1944 die Verluste seiner Einheit durch Unfälle und Wetter schon höher waren als die durch Feindeinwirkung, wobei dies insbesondere auf Verlegungen zutraf, die das Geschwader regelmäßig zahlreiche Flugzeugführer und Maschinen kostete.Bei Verlegungen außerhalb des Reichsgebietes in durch feindliche Luftkräfte gefährdete Frontgebiete stiegen sie zusätzlich an.
Als im August der Luftwaffenführung die statistischen Berechnungen des Generalquartiermeisters zu den Verlusten ohne Feindeinwirkung im ersten Halbjahr vorlagen, war deren Zahl im betreffenden Zeitraum auf 5.128 tote und 956 schwer verletzte Flugzeugführer und Besatzungen angestiegen. Im Herbst 1944 lagen die vermeidbaren monatlichen Abgänge bei 800 toten Flugzeugführern, was in etwa der personellen Stärke dreier Jagdgeschwader entsprach. Unnötige Verluste, die gemäß der Prognose des Führungsstabs bei weiter ansteigendem Personalbedarf infolge der voranschreitenden materiellen Fertigung noch weiter zunehmen würden. Im Zeitraum September 1939 bis Juli 1944 erlitt die Luftwaffe an Verlusten 24.557 Tote und 5.244 schwer Verletzte an fliegendem Personal durch Unfälle ohne Feindeinwirkung mit deutlich steigender Tendenz. Gleichwohl muss angemerkt werden, dass die Luftwaffe nicht erst seit Kriegsbeginn oder der Wende im Luftkrieg über Deutschland Anfang 1944 mit hohen Unfallzahlen konfrontiert war. Schon 1935 hatte Milch eine verbesserte Ausbildung zur Verringerung der hohen Unfallzahlen gefordert. Es ist jedoch anzunehmen, dass diese insgesamt deutlich niedriger lagen als in den Jahren 1943/44. So lag die Quote der vermeidbaren Bedienungsfehler ohne Feindeinwirkung bei der Legion Condor während ihres Einsatzes in Spanien zwischen November 1937 und Oktober 1938 zwar bei ca. 31% der Gesamtverluste, was sich aber zum Teil durch die Ausstattung mit neuestem und teilweise noch nicht vollkommen ausgereiftem Flugmaterial erklären lässt.
Nicht zu Unrecht erkannte Göring in den hohen Unfallzahlen eine wesentliche Ursache für die mit den steigenden Produktionszahlen nicht Schritt haltende Einsatzstärke. Die Luftrüstung, bemerkte Göring in einer Botschaft an seine Jagdverbände, habe Ausbringungszahlen erreicht, die seine kühnsten Erwartungen übertroffen hätten: „Meine Erwartungen, die ich in die Stärkung Euerer Verbände gelegt habe, sind aber enttäuscht worden. Die Untersuchung ergibt, dass der weitaus größte Anteil der Flugzeugverluste ohne Feindeinwirkung eintritt bzw. auch bei Feindeinwirkung vermeidbar war.“
Die definitorische Abgrenzung zwischen den Termini „mit“ und „ohne Feindeinwirkung“ beziehungsweise die Trennung zwischen „vermeidbar“ und „unvermeidbar“ erwies sich in realiter allerdings als sehr schwierig: „Man darf dabei nicht übersehen“, stellte Kesselring nach dem Krieg fest, „dass große Verluste infolge unzureichender Ausbildung nicht nur bei Flügen ohne Feind- einwirkung auftreten. Gerade (...) bei Flügen mit Feindeinwirkung ist ein großer Teil der dabei eintretenden Verluste auf unzureichende Ausbildung zurückzuführen. Es ist also nicht die Feindeinwirkung die eigentliche Ursache, sondern eine unzureichende Ausbildung.“ Als ebenso nachteilig erwies sich die nachlassende Fähigkeit, das vorhandene technische Potential der eigenen Maschinen und Waffensysteme ausreizen zu können. So beklagte sich der General der Kampfflieger, dass seine Bomberbesatzungen nicht mehr über die nötige Qualität verfügen würden, um die ersten „intelligenten“ Gleit- und Raktenbomben (Hs293, Fritz-X) wirkungsvoll einsetzen zu können.
Verluste ohne Feindeinwirkung
Neben den hohen Verlusten durch Feindeinwirkung kam es aufgrund der unzureichenden Ausbildung des fliegerischen Nachschubs auch zu zahlreichen personellen und materiellen Ausfällen gänzlich ohne Feindeinwirkung, die im Juni 1944 mit 48,5% (!) einen bedeutenden Anteil an den gesamten Abgängen sowohl der Front- als auch der Heimat- und Ausbildungsverbände, ausmachten. Zwei Dritteln davon, so der von Galland eingesetzte Inspekteur der Jagdflieger, lagen keine technischen Ursachen zugrunde; sie basierten auf menschlichen Schwächen. Alleine zu Beginn der amerikanischen Luftoffensive mit dem Ziel der Ausschaltung der Luftwaffe hatte diese im Februar 408 tote Flugzeugführer und 1.300 vernichtete oder beschädigte Maschinen durch Unfälle ohne Feindeinwirkung zu beklagen. Im April stellte der Führungsstab fest, dass die immense Zahl vermeidbarer Unfälle „die Kampfkraft der Front unerträglich schwächen“ würde, und im Juni betrug die Zahl der bei Unfällen beschädigten und zerstörten Flugzeuge 2.400 Stück, davon fast 1.000 Totalschäden.
Die teilweise mangelhafte Beherrschung der eigenen Maschinen und fehlende Navigationskenntnisse führten schon bei Verlegungen auf neue Flugplätze innerhalb des Reichsgebietes zu Unfallzahlen von 5-10% der Verbandsstärken und senkten im erheblichen Umfang deren Einsatz- bereitschaft. Der Geschwaderkommodore des Z.G. 26 berichtete, dass Ende 1944 die Verluste seiner Einheit durch Unfälle und Wetter schon höher waren als die durch Feindeinwirkung, wobei dies insbesondere auf Verlegungen zutraf, die das Geschwader regelmäßig zahlreiche Flugzeugführer und Maschinen kostete.Bei Verlegungen außerhalb des Reichsgebietes in durch feindliche Luftkräfte gefährdete Frontgebiete stiegen sie zusätzlich an.
Als im August der Luftwaffenführung die statistischen Berechnungen des Generalquartiermeisters zu den Verlusten ohne Feindeinwirkung im ersten Halbjahr vorlagen, war deren Zahl im betreffenden Zeitraum auf 5.128 tote und 956 schwer verletzte Flugzeugführer und Besatzungen angestiegen. Im Herbst 1944 lagen die vermeidbaren monatlichen Abgänge bei 800 toten Flugzeugführern, was in etwa der personellen Stärke dreier Jagdgeschwader entsprach. Unnötige Verluste, die gemäß der Prognose des Führungsstabs bei weiter ansteigendem Personalbedarf infolge der voranschreitenden materiellen Fertigung noch weiter zunehmen würden. Im Zeitraum September 1939 bis Juli 1944 erlitt die Luftwaffe an Verlusten 24.557 Tote und 5.244 schwer Verletzte an fliegendem Personal durch Unfälle ohne Feindeinwirkung mit deutlich steigender Tendenz. Gleichwohl muss angemerkt werden, dass die Luftwaffe nicht erst seit Kriegsbeginn oder der Wende im Luftkrieg über Deutschland Anfang 1944 mit hohen Unfallzahlen konfrontiert war. Schon 1935 hatte Milch eine verbesserte Ausbildung zur Verringerung der hohen Unfallzahlen gefordert. Es ist jedoch anzunehmen, dass diese insgesamt deutlich niedriger lagen als in den Jahren 1943/44. So lag die Quote der vermeidbaren Bedienungsfehler ohne Feindeinwirkung bei der Legion Condor während ihres Einsatzes in Spanien zwischen November 1937 und Oktober 1938 zwar bei ca. 31% der Gesamtverluste, was sich aber zum Teil durch die Ausstattung mit neuestem und teilweise noch nicht vollkommen ausgereiftem Flugmaterial erklären lässt.
Nicht zu Unrecht erkannte Göring in den hohen Unfallzahlen eine wesentliche Ursache für die mit den steigenden Produktionszahlen nicht Schritt haltende Einsatzstärke. Die Luftrüstung, bemerkte Göring in einer Botschaft an seine Jagdverbände, habe Ausbringungszahlen erreicht, die seine kühnsten Erwartungen übertroffen hätten: „Meine Erwartungen, die ich in die Stärkung Euerer Verbände gelegt habe, sind aber enttäuscht worden. Die Untersuchung ergibt, dass der weitaus größte Anteil der Flugzeugverluste ohne Feindeinwirkung eintritt bzw. auch bei Feindeinwirkung vermeidbar war.“
Die definitorische Abgrenzung zwischen den Termini „mit“ und „ohne Feindeinwirkung“ beziehungsweise die Trennung zwischen „vermeidbar“ und „unvermeidbar“ erwies sich in realiter allerdings als sehr schwierig: „Man darf dabei nicht übersehen“, stellte Kesselring nach dem Krieg fest, „dass große Verluste infolge unzureichender Ausbildung nicht nur bei Flügen ohne Feind- einwirkung auftreten. Gerade (...) bei Flügen mit Feindeinwirkung ist ein großer Teil der dabei eintretenden Verluste auf unzureichende Ausbildung zurückzuführen. Es ist also nicht die Feindeinwirkung die eigentliche Ursache, sondern eine unzureichende Ausbildung.“ Als ebenso nachteilig erwies sich die nachlassende Fähigkeit, das vorhandene technische Potential der eigenen Maschinen und Waffensysteme ausreizen zu können. So beklagte sich der General der Kampfflieger, dass seine Bomberbesatzungen nicht mehr über die nötige Qualität verfügen würden, um die ersten „intelligenten“ Gleit- und Raktenbomben (Hs293, Fritz-X) wirkungsvoll einsetzen zu können.
| Leutnant 'Eisbär' Schulungsbeauftragter Stab I. / JG4 |
von Eisbär
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Lebano antwortete auf Verluste der Luftwaffe ohne Feindeinwirkung
Posted 7 Jahre 3 Wochen her #34236
Hallo Jürgen,
du zitierst hier eine Doktorarbeit, die sich auf "historisch bestätigte Dokumente" stützt.
Eine Quellenangabe dieser Arbeit und der Dokumente wäre interessant und vorallem notwendig. Sonst kann man es nicht nachvollziehen...
Viele Grüße
Lebano
du zitierst hier eine Doktorarbeit, die sich auf "historisch bestätigte Dokumente" stützt.
Eine Quellenangabe dieser Arbeit und der Dokumente wäre interessant und vorallem notwendig. Sonst kann man es nicht nachvollziehen...
Viele Grüße
Lebano
| Major 'Lebano' Stabsangehöriger Geschwaderstab / JG4 |
von Lebano
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Eisbär antwortete auf Verluste der Luftwaffe ohne Feindeinwirkung
Posted 7 Jahre 3 Wochen her #34237
| Leutnant 'Eisbär' Schulungsbeauftragter Stab I. / JG4 |
von Eisbär
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Lebano antwortete auf Verluste der Luftwaffe ohne Feindeinwirkung
Posted 7 Jahre 3 Wochen her #34238
Danke Jürgen.
Das ist ein sehr ungewöhnliches Thema für eine Doktorarbeit an einer philosophischen Fakultät.
Das ist ein sehr ungewöhnliches Thema für eine Doktorarbeit an einer philosophischen Fakultät.
| Major 'Lebano' Stabsangehöriger Geschwaderstab / JG4 |
von Lebano
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