Literaturangaben - Übertrag aus WhatsApp
- Corto
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Auflage ist limitiert und bei dem Thema kann ich mir vorstellen das das Buch bald vergriffen ist. Ist zwar schweineteuer, aber diese Tatsache ist auch dem aufwendigen Druck incl exakter Farbkarte geschuldet.
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- Bio-Rhöni
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Ich habe vor ein par Monaten Adolf Gallands "Die Ersten und die Letzten" gelesen.
Auch wenn ich mir vor dem Lesen etwas anderes unter dem Buch vorgestellt habe, komme ich nicht darum herum es jedem zu empfehlen, der etwas über die Entwicklung der Luft-/Jagdwaffe im zweiten Weltkrieg lernen will.
Adolf Galland war von Jugendzeiten an vom Flugfieber gefesselt und schaffte es als einer von ganz wenigen dank seiner beschaulichen Segelflugrekorde eine Karriere als Zivilpilot zu beginnen. Doch diese währte nicht lang, denn unmittelbar nach der Machtübernahme der NsdAP wurde er zu der damals noch nicht offiziell gegründeten Luftwaffe abgeworben. Es winkten ihm neue Erfahrungen und Aufstiegschancen. So beschreibt er recht lebhaft wie die Luftwaffe im geheimen ihre ersten Piloten ausbildete. 1936 bricht dann der Spanische Bürgerkrieg aus und Adolf Galland erlebt seinen ersten Einsatz als Schlachtflieger. Er geht in diesem Kapitel auf seine Erfahrungen mit der Schlachtfliegerei selbst aber auch auf den Konflikt zwischen Sozialisten und Faschisten ein, in dem er, wie viele andere Piloten, eingestehen musste, dass der Rote sowohl taktisch als auch kampfmoralisch der bessere Gegner war. Auch geht er auf Debakel wie die schwere Beschädigung Guernicas ein, welche für Deutschland schwere internationale folgen hatte.
Nach dem Einsatz in Spanien und entsprechenden Beförderungen war er damit beschäftigt die in Spanien gesammelten Erfahrungen weiter zu geben und Deutschland ein Schlachtgeschwader nach dem anderen auf die Beine zu stellen. Als allerdings 1939 der zweite Weltkrieg ausbrach, musste er nocheinmal als Schlachtflieger ran. Dies währte allerdings nicht lange, denn nach seinem Einsatz in Polen wurde er zu einem Jagdgeschwader versetzt. Die darauf folgenden Einsätze in in der Niederlande, Belgien und Frankreich verliefen dabei dank des schnell voran schreitenden Blitzkrieges recht rund. Die erste große Probe war dann die Luftschlacht um England. Hier gerieten er und seine Kameraden erstmalig an ihre Grenzen. Aber auch über dem Kanal war es, dass Adolf Galland seinen einhundertsten Abschuss erzielte. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits Major und Geschwaderführer.
1942 starb schließlich Ernst Udet, der damalige General der Jagdflieger. Zu seinem Überdruss wurde ausgerechnet Galland gegen seinen Willen zu seinem Nachfolger erchoren. Ab diesem Punkt wird das Buch meiner Meinung nach sehr trocken aber auch gleichzeitig besonders interessant.
Ab 1942 begannen die ersten Allierten Massenbombardierungen auf deutsche Städte. Dies war das Problem, dem sich Galland als General nun stellen musste. In den folgenden Seiten geht er auf die mangelnden Kapazitäten der Luftwaffe, interne Machtkämpfe und drastische Fehlentscheidungen von seiten Hitlers und Görings ein, die dazu führten, dass eine effektive Jagdverteidigung gegen die allierten Bomber praktisch unmöglich wurde. Er bezieht sich dabei nicht nur auf deutsche Berichte sondern bezieht sich auch auf nach dem Krieg von ihm gesichtete allierte Quellen um den Bombenkrieg und die Jagdverteidigung über Deutschland umfassen zu können.
Tldr: Adolf Galland hat die Gründung der Luftwaffe als junger Pilot miterlebt, und war ab 1942 General der Jagdflieger. Das Buch beginnt als eine Autobiografie Gallands Lebens und seiner Einsätze als Jagd- und Schlachtflieger nimmt dann aber mit seiner Beförderung zum General eine Wende und beschreibt in ausgesprochener Tiefe den Bombenkrieg über Deutschland sowie die Rolle, die die deutsche Jagdwaffe darin gespielt hat. Dieser zweite Teil des Buches ist ausgesprochen Trocken aber umso interessanter.
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- Corto
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- Lebano
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www.gietl-verlag.de/me-109/buchdetail/755/0/0/1.html
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- Retnek
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Von mir als "schlimme Bücher" eingestuft:
Herrmann, Hajo (1986): Bewegtes Leben. Kampf- u. Jagdflieger 1935 - 1945. Stuttgart: Motorbuch Verl.
Herrmann, Hajo (1999): Als die Jagd zu Ende war. Mein Flug in die sowjetische Gefangenschaft. Augsburg: Weltbild-Verl.
Galland, Adolf (1953 (1970)): Die Ersten und die Letzten. Die Jagdflieger im 2. Weltkrieg. Sonderaufl. Darmstadt: Schneekluth.
Pemler, Georg (1984): Der Flug zum Don. Aus d. geheimen Kriegstagebuch eines Aufklärungsfliegers. Herrsching: Pawlak.
(wer mag, kann zum Vergleich des Berichts von H. Herrmann aus seiner Gefangenschaft dieses Buch lesen, die Herren sind sich dort begegnet: Gollwitzer, Helmut (1953): … und führen, wohin du nicht willst. Bericht einer Gefangenschaft. 8. Aufl. München: Kaiser.)
Aus der Rubrik "noch schlimmer":
Bracke, Gerhard (1977): Gegen vielfache Übermacht. Aspekte der Luftkriegswirklichkeit 1942 - 1945. Stuttgart: Motorbuch-Verl.
Nolte, Ernst (1987): Der europäische Bürgerkrieg. 1917 - 1945 ; Nationalsozialismus und Bolschewismus. Berlin: Propyläen-Verl.
Wer sich von diesen beiden Tiefpunkten deutscher Geschichtsschreibung erholen will, wende seinen Browser hier hin (hoffentlich sucht der Verlag sich bald einen kompetenten Web-Autor ...):
neunundzwanzigsechs.de/main.php
Dort ist anlässlich der aktuellen Pony-Schwemme in IL2-GB bes. dieses Buch ratsam, viele Details zum Fliegen mit der P-51:
Anderson, Clarence E. (2008): … zum Fliegen und Kämpfen. Erinnerungen 1922 - 1999. Moosburg: Neunundzwanzigsechs-Verl.
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- Bendwick
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Retnek schrieb: Wer sich von diesen beiden Tiefpunkten deutscher Geschichtsschreibung erholen will, wende seinen Browser hier hin (hoffentlich sucht der Verlag sich bald einen kompetenten Web-Autor ...):
neunundzwanzigsechs.de/main.php
Dort ist anlässlich der aktuellen Pony-Schwemme in IL2-GB bes. dieses Buch ratsam, viele Details zum Fliegen mit der P-51:
Anderson, Clarence E. (2008): … zum Fliegen und Kämpfen. Erinnerungen 1922 - 1999. Moosburg: Neunundzwanzigsechs-Verl.
Die Biographien aus dem Hause neunundzwanzigsechs las ich auch immer sehr gerne, jedoch gehört gerade Andersons Buch nicht zu meinen Favoriten. Natürlich ist es grundsätzlich interessant, enthält sehr spannende Fliegergeschichten und sticht aus der Reihe der 29/6 Bücher hervor, alle bis auf „...zum Flieger und Kämpfen“ handeln von Deutschen. Mir fehlte bei Anderson aber etwas die selbstkritische Reflexion. Vielleicht muss das bei einem Amerikaner aber auch so sein… Wir waren die schnellsten, die tödlichsten, waren mutiger, cleverer und die vorderste Verteidigungslinie der gesamten freien Welt.
Zitat: "Die Leute fragen es zögerlich und so taktvoll wie möglich, aber sie fragen es. Ob ich je über das Schicksal der Mütter und Frauen und Kinder jener Männer nachgedacht hätte, die ich abgeschossen habe? Ob ich Schuld oder Bedauern empfände? Nein. Nicht damals, und nicht bis heute."
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- Retnek
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Bendwick schrieb: ... Mir fehlte bei Anderson aber etwas die selbstkritische Reflexion. Vielleicht muss das bei einem Amerikaner aber auch so sein… Wir waren die schnellsten, die tödlichsten, waren mutiger, cleverer und die vorderste Verteidigungslinie der gesamten freien Welt.
Bin ich bei Dir, es gibt da deutlich meinungsstärkere (Auto-) Biographien von US-Piloten. Z.B. zum Thema "Erschießen von abgesprungenen Piloten am Fallschirm". Er findet dazu keine Worte - ich hoffe, ich habe es bei Anderson nicht überlesen. Andere (west-) alliierte Piloten haben dazu klare Ansichten. Manche wissen sogar, das diese Praxis ihre Wurzeln im 1. Wk hatte - ausgehend von Engländern.
Was Verfahren, Technik und fliegerische Bandbreite angeht, hat das Buch einiges zu bieten. Nicht nur die P-51 im 2. Wk, auch danach hat der Mann ziemlich schräge Erprobungen überstanden.
Zitat: "Die Leute fragen es zögerlich und so taktvoll wie möglich, aber sie fragen es. Ob ich je über das Schicksal der Mütter und Frauen und Kinder jener Männer nachgedacht hätte, die ich abgeschossen habe? Ob ich Schuld oder Bedauern empfände? Nein. Nicht damals, und nicht bis heute."
Nun, das ist als US-Pilot im 2. Wk und bis Korea vergleichsweise einfach - man flog auf der Seite der Guten und konnte das auch ohne allzu große innere Widersprüche glauben. Bis etwa Winter 1942 hätte sich wohl auch eine große Mehrheit der Wehrmachtspiloten diesen Luxus erlaubt - und wäre damit im weltweiten Vergleich nicht negativ aufgefallen.
Ist ohnehin die Frage, ab wann man Offiziere in eine (politische) Verantwortung nehmen kann? Bereits wenn jemand als Hauptmann gut auf seinen Wingman aufpasst, ordentlich ausbildet und taktisch unsinnige Befehle bekämpft? Das ist Militärhandwerk, muss jeder können.
Die Weitsicht der großen Lage kommt - je nach Herkunft und Vorbildung - evt. erst mit der Generalstabsausbildung. Vor allem wenn man in seiner Jugend mit "Kruppstahl-Leder-Windhund"-Schwachsinn voll gepumpt wurde. Von daher sind beim steilen Aufstieg von Offizieren wie Galland, Baumbach, Peltz oder auch H. Herrmann Bildung und Urteilsfähigkeit nicht mit dem Rang mitgekommen. Was mir bis 1945 eine gewisses Maß an Verständnis für deren Defizite und Fehler erlaubt. Nach 1950 in Bildung und Urteil über das eigene Wirken immer noch nicht weiter gekommen zu sein - unverzeihlich.
Nach meiner Wahrnehmung wird in vielen angelsächsisch geprägten Armeen bis hinauf zum General die schlichte Sicht gepflegt: "Ich befolge nur Befehle - für Verantwortung & Moral sind Oberkommando und Politik zuständig". Zweifel und allzu selbstständiges Denken gelten gerne als kampfkraftmindernd.
Wenn Verdrängen nicht mehr hilft, kommt traditionell "right or wrong - my country" als letzte Verteidigungslinie dazu. Dann erst das eigene Gewissen. Diesen langen Weg bis zur eigenen Position findet man nicht oft in Biographien.
Ein zur Eigenverantwortung des Soldaten passendes Konzept der "Innern Führung" ist den meisten Armeen (sehr) fremd. Wird ja auch in der Bundeswehr gespalten wahrgenommen und unterschiedlich gelebt. Aber immerhin gibt es etwas in dieser Art.
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- Corto
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- Eisbär
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- Retnek
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Marcus Popplow | Beate Winzer (Hrsg.)
Fliegen und Funktechnik
Die Flugzeugfabrik der Luftwaffe Berlin-Tempelhof 1933–1945
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