Dienstgrade

Angehörige von Streitkräften, die für aktive Kampfhandlungen entsprechend ihrer Aufgabenstellung vorgesehen waren, zählten nach dem humanitären Völkerrecht zu den Kombattanten. Sie mussten ein aus der Ferne erkennbares Abzeichen tragen. Darunter verstand man äußere Merkmale wie Uniformen, die es ermöglichten, die Kämpfenden von der Zivilbevölkerung zu unterscheiden. Jedem Kombattanten stand ein Dienstgrad zu, der die Stellung des Einzelnen in der hierarchischen Struktur des Militärwesens bezeichnete und somit Vorgesetzte und Unterstellte definierte. Vorgesetzte waren Armeeangehörige, denen Andere ständig oder zeitweilig durch Befehl unterstellt waren oder die sich in außergewöhnlichen Fällen aus eigenem Entschluss zum Vorgesetzten erklärten. Der unmittelbare Vorgesetzte war der nächste Vorgesetzte. Ein Vorgesetztenverhältnis konnte durch Ernennung in eine Dienststellung (z.B. Staffelführer), einen Befehl über die zeitweilige Begründung eines Vorgesetztenverhältnisses für die Dauer der Erfüllung besonderer Aufgaben (beispielsweise Rotten- und Schwarmführereinteilung zur Durchführung von Einsatzflügen), Einsetzen in besonderen Diensten (z.B. der Flugleitung oder dem Wachdienst) sowie durch eigenen Entschluss begründet sein. Soldaten, die sich auf eigenen Entschluss als Vorgesetzte erklärten, hatten für die Dauer der Erklärung Befehlsgewalt. In außergewöhnlichen Lagen (z.B. Unterbrechung der festgelegten Führungssysteme, Gefahrensituationen, Notfällen u.a.), in denen ein Vorgesetzter seine Pflichten und Rechte gegenüber Unterstellten nicht wahrnehmen konnte, war der jeweils Dienstgradhöchste berechtigt und verpflichtet, auf eigenen Entschluss ein zeitweiliges Vorgesetztenverhältnis gegenüber anderen Armeeangehörigen zu begründen. Zusätzlich zu den Vorgenannten gab es noch das Vorgesetztenverhältnis durch Vertretung. Bei Abwesenheit oder Ausfall des Vorgesetzten hatte ein Stellvertreter dessen Pflichten und Rechte zu erfüllen. In den Fällen, in denen kein Stellvertreter festgelegt war und es keinen strukturmäßigen Stellvertreter gab, hatte der Dienststellungshöchste und bei gleichgestellten Dienststellungen der Dienstgradhöchste die Funktion des Vorgesetzten zu übernehmen. Neben den militärischen Dienstgraden gab es die funktionsabhängigen Dienststellungen, so unterschied man beispielsweise zwischen Oberleutnant (Dienstgrad) und Staffelführer (Dienststellung bzw. ausgeübte Tätigkeit). Wie beim Heer und der Marine gliederten sich auch die Dienstgrade der deutschen Luftwaffe in drei Laufbahnen. Ihre unterste aber zahlenmäßig stärkste Gruppe bildeten die Mannschaften. Die Bezeichnung des niedrigsten Dienstgrades ergab sich aus der entsprechenden Truppengattung des einfachen Soldaten, in der Fliegertruppe wurde er "Flieger", bei der Flakartillerie "Kanonier" und in der Luftnachrichtentruppe "Funker" genannt. Der höchste Dienstgrad eines Mannschafters war der Haupt- bzw. Stabsgefreite (Umbenennung des Hauptgefreiten mit Verfügung vom 4. Februar 1944). Zur mittleren Laufbahngruppe zählten sämtliche Unteroffiziere, welche in zwei Rangklassen (Uffz. mit bzw. ohne Portepee) aufgeteilt wurden. Die höchste Laufbahn, die der Offiziere, führte vom Leutnant bis zum Generalfeldmarschall. Ihr gehörten vier Rangklassen an: Leutnante, Hauptleute, Stabsoffiziere und Generale. Bei der Luftwaffe wurde, wie bei allen Armeen und Teilstreitkräften weltweit, der Dienstgrad einer Person durch Abzeichen an der Uniform kenntlich gemacht. Die bekanntesten Darstellungen waren auf beiden Schultern angebrachte Laschen, welche man an den Unterseiten in die Ärmelnähte des jeweiligen Uniformstückes einarbeitete und an den halsseitigen Enden durch gekörnte Metallknöpfe fixierte. Auf ihnen konnten Tressen, Borten und Sterne befestigt werden, um den jeweiligen Rang anzuzeigen. Durch eine einfache Fertigung aus graublauem Tuch unterschieden sich die Schulterklappen der Mannschaften und Unteroffiziere deutlich von den aluminium- und goldfarbenen Schulterstücken der Offiziere. Paspelierungen an den Schulterklappen und verschiedenfarbige Unterlagen der Schulterstücke spezifizierten die Waffengattung des jeweiligen Trägers. Nach der Anzugordnung für die Luftwaffe (L.A.O.) trugen Angehörige der Fliegertruppe goldgelb als Waffenfarbe. Weitere Farben ordneten ihre Träger beispielsweise der Flakartillerie (hochrot), dem Sanitätsdienst (dunkelblau), den Luftwaffen-Bauverbänden (schwarz) oder der Luftnachrichtentruppe (goldbraun) zu. Ergänzend zu den Schulterklappen bzw. -stücken wurde der Dienstgrad an Waffenröcken und Fliegerblusen auch durch paarweise getragene Kragenspiegel kenntlich gemacht. Diese rhomboidförmigen Abzeichen bestanden aus farbigem Tuch, welches über eine Einlage aus Steifleinen geklebt und in der Waffenfarbe des Trägers gehalten wurde. Die Anzahl der aufgesteckten Doppelschwingen aus aluminiumfarbenem Metall zeigten den entsprechenden Unteroffiziers- oder Mannschaftsdienstgrad an, wobei alle Unteroffiziersdienstgrade zusätzlich eine 1 cm breite aluminiumfarbene Tresse oder graublaue Baumwollborde um den Kragen trugen. Offiziere besaßen aufwendiger verarbeitete Kragenspiegel mit Einfassungskordeln und gold- (Generale) oder aluminiumfarbener (alle übrigen Offiziere) Handstickereien. Ihr Kragen war zudem mit einer aluminium- oder goldfarbenen Kragenschnur eingefasst, bei Unteroffizieren und Mannschaften bestand der Vorstoß lediglich aus waffenfarbener Kunstseide. Laut Luftwaffen-Verordnungsblatt Nr. 1 vom 6. Januar 1936 hatten Unteroffiziere und Offiziere auf beiden Oberarmen ihrer Fliegerschutzanzüge zusätzliche Dienstgradabzeichen aus 10 cm breiten Doppelschwingen und Streifen aus weißem oder goldgelbem (Generale) Tuch aufzubringen. Mannschaften waren seit einer Verfügung vom März 1938 (Luftwaffen-Verordnungsblatt 1938 Teil C Nr. 10) an den nach oben offenen Winkelgradabzeichen aus Aluminiumtresse oder graublauer Borte (ab September 1942) erkennbar, welche auf den Fliegerblusen und Waffenröcken in der Mitte des linken Oberarms angebracht wurden.


Einfacher Flieger und hochdekorierter Oberst der Luftwaffe
Einfacher Flieger und hochdekorierter Oberst der Luftwaffe