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Schusswinkel
Stellen wir uns die Flugbahn unseres Gegners und unsere Eigene als Vektoren dar. Durch die unterschiedlichen Flugbahnen entsteht ein Winkel. Aus diesem Winkel resultiert ein neuer Vektor: die seitliche Drift des Ziels. Die Geschosse brauchen eine gewisse Zeit, um den Weg bis zum Ziel zurück zulegen. Wir zielen also auf den Punkt, an dem sich das Ziel voraussichtlich befinden wird, wenn das Geschoss dort ankommt.
Ein Rechenbeispiel
Unsere Geschossen brauchen ca. 1/2 Sekunde für 200m Wegstrecke. Unser Ziel ist 200m entfernt und driftet, innerhalb dieser 1/2 Sekunden, 50m zur Seite. Wir zielen also auf den Punkt, der in Driftrichtung 50m vom Ziel entfernt ist.
Ist das Ziel 100m entfernt, brauchen unsere Geschosse nur noch 1/4 Sekunde. In dieser Zeit driftet das Ziel also 25m zu Seite. Wir halten also 25m in Driftrichtung des Zieles vor.
Werfen wir ein Blick auf das Verhältnis der Distanzen
200m zu 50m ist 4 : 1
100m zu 25m ist 4 : 1
Das bedeutet: Der Vorhaltewinkel bleibt auf unterschiedliche Entfernungen immer gleich!
Den horizontalen Winkel abschätzen
Die wenigsten von uns fliegen mit einem eingebauten Winkelmesser im Kopf, daher heißt es schätzen.
Den horizontalen Vorhalt schätzen wir über das Verhältnis von Seitenruder zu Tragfläche.
Fliegt man direkt hinter dem Ziel liegt das Seitenruder genau mittig zwischen den Tragflächen
Hat man einen Winkel von 20°
teilt das Seitenruder die Tragflächen im Verhältnis 1 : 3
Hat man einen Winkel von 45°
verdeckt das Seitenruder eine Tragfläche völlig
Den vertikalen Winkel abschätzen
In den seltensten Fällen fliegen wir unser Ziel auf derselben Höhe an. Ebenfalls manövriert ein Flugzeug nie ausschließlich über ein Ruder. Das bedeutet, dass fast immer ein vertikaler Winkel hinzukommt.
Den vertikalen Winkel schätzen wir über das Verhältnis von Spannweite zu Rumpfsilhouette.
Bei allen Jägern sind Rumpflänge und Spannweite ungefähr gleich groß.
Ist man genau über dem Ziel sind Rumpfsilhouette und Spannweite etwa gleich
Hat man einen Winkel von 45° ist die Rumpfsilhouette etwa halb so groß wie die
Spannweite
Hat man einen Winkel von 20° beträgt die Rumpfsilhouette etwa ein Drittel der
Spannweite
Bei Winkeln unter 20° ist diese Schätzmethode kaum noch anzuwenden. Hier hilft es zusätzlich die Silhouette der Tragfläche zu betrachten. Je größer der Winkel ist, desto mehr sieht man von der Oberseite der Tragfläche. Beginnend bei einem Strich, bei gleicher Flugbahn zwischen dem Ziel und uns, bis hin zum vollen Flügelprofil bei 90° Winkel zwischen dem Ziel und uns.
Mal ein paar Ansichten
Die Bilder zeigen die Feindmaschine in verschiedenen Winkeln, davon ausgehend das wir auf der selben Höhe fliegen.
Die erste Spalte einen Sinkwinkel in der entsprechenden Gradzahl
Die zweite Spalte einen Steigwinkel in der entsprechenden Gradzahl
Die dritte Spalte mit einem Winkel nach rechts in der entsprechenden Gradzahl bei einem Sinkwinkel von 5°
Die vierte Spalte mit einem Winkel nach rechts in der entsprechenden Gradzahl bei einem Steigwinkel von 5°
Fassen wir bis hierhin einmal zusammen...
In den seltensten Fällen fliegen wir unser Ziel auf derselben Höhe an. Ebenfalls manövriert ein Flugzeug nie ausschließlich über ein Ruder. Das bedeutet, dass fast immer ein vertikaler Winkel hinzukommt.
Das alles ist schwer zu vermitteln! Wer bis hierher das Dokument gelesen und alles auf Anhieb verstanden hat, ist entweder
in seinem früheren Leben Fliegerass gewesen
oder ein Naturtalent
oder bereits ein erfahrener virtueller Pilot
All das in diesem Dokument vermittelte Wissen setzt zum erfolgreichen Umsetzen, Übung, Übung und nochmal Übung voraus. Die oben beschriebenen Schätzverfahren sind eine Hilfestellung, um euch ins Gedächtnis zu rufen, was ihr so oder so schon macht, ohne es zu merken.
Es liegt in der menschlichen Natur, die Lage von Objekten im Verhältnis zu ihrer Umgebung zu
ermitteln/schätzen.