Umgebungs-„Sehen“ – nicht den Überblick verlieren


Zuletzt ist es wichtig, dass wir im Luftkampf nicht all unsere Aufmerksamkeit auf eine einzelne Sache konzentrieren. Wie schon bei der Aufgabenlast angesprochen, müssen wir nach Möglichkeit so viel wie möglich von unserer Umgebung im Auge – oder zumindest im Kopf – behalten. Wenn wir uns auf unseren Gegner konzentrieren, werden wir sehr schnell zum Opfer seines Rottenfliegers, oder irgend eines anderen Gegners.

Der Trick ist hierbei aber nicht, sich Augen im Hinterkopf wachsen zu lassen, sondern Pausen im Kampf zu erkennen und zu nutzen.

Pausen entstehen im Kampf immer dann, wenn der Gegner oder wir selbst unseren Zustand für die nächsten Sekunden nicht ändern. Wenn der Gegner steil hochzieht, ist er für ein paar Momente in diesem Manöver gefangen – dafür sorgt die Massenträgheit und die Schwerkraft. Er hat nur wenige Möglichkeiten für Manöver und sie alle benötigen eine Wende in Richtung Boden. Der Gegner bewegt sich also vorhersagbar. In so einem Moment können wir ihn entweder abschießen, oder wir sind nicht in Reichweite oder Schussposition.
In den beiden letzteren Fällen können wir aber kurz über beide Schultern nach hinten schauen, ob sich dort einer seiner Freunde anpirscht.
Oder wir können diese Pause nutzen, um einen schnellen Blick in die Runde zu werfen:
Ist ein neuer Kontakt hinzugekommen?
Ist das da oben mein Kamerad oder womöglich ein Feind?
Wo befinde ich mich gerade?

Am Anfang werden wir nur die großen Pausen nutzen können.
Aber umso wichtiger ist es, sich im Kampf immer wieder selbst zu sagen: „Wenn du kannst, guck dich um!“ Denn fast immer erwischt einen der, den man nicht gesehen hat.

Zum Umgebungs-„Sehen“ im weiteren Sinne gehört aber auch, dass wir uns unserer Position auf der Karte vergewissern.

Bin ich in der Nähe eines feindlichen Platzes? (= neue Kontakte sind wahrscheinlich feindlich, Verstärkung wird einige Zeit brauchen)
Befinde ich mich zwischen einem feindlichen / freundlichen Platz und dem Zielgebiet? (= „Autobahn“, hier werden viele Kontakte durchkommen, die die Sache unübersichtlich machen)
Wie viel Zeit und Treibstoff brauche ich für den Rückweg? (= Wie lange darf ich im Kampf bleiben?)

Es sind diese Fragen und eine gute Beurteilung der Lage, die einen guten Flieger den Gegner „riechen“ lässt.
Er weiß, wie die Chancen stehen, dass als nächstes ein Gegner am Horizont auftaucht.
Und er berechnet anhand der Distanz zu den Feindplätzen die zu erwartende Flughöhe der Feindflieger.