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Auswirkung von Beschleunigungskräften auf den menschlichen Körper
Bei jeder Änderung der Flugbahn (z.B. Kurvenflug oder Abfangen) tritt die Fliehkraft in
Erscheinung.
Ein Pilot, der z.B. eine Steilkurve mit einer Beschleunigung von 3 G fliegt, „wiegt“ das
Dreifache seines Gewichts in Ruhe. Somit wiegt auch sein Blut das Dreifache und der
Kreislauf hat Mühe, dieses „schwere“ Blut weiterhin zu den Organen zu fördern. Da sich das
Gehirn des Piloten oben befindet, ist unter diesen Bedingungen die Versorgung des Gehirns
mit Blut und somit Sauerstoff besonders erschwert. Das Gehirn hat aber nur eine
Sauerstoffreserve für wenige Sekunden. Wenn nun der Kreislauf die G-Belastung über eine
längere Zeitspanne nicht mehr voll kompensieren kann, fallen bestimmte Funktionen des
Gehirns wegen Sauerstoffmangel aus.
Dies betrifft jene Beschleunigungen, bei denen die Kraft vom Kopf in Richtung der Füße
wirkt. Weil das der normalen Position im Flug entspricht, heißt sie „positive G-Belastung“.
Wirkt die Kraft dagegen von den Füßen in Richtung Kopf spricht man von „negativen G“.
Die Gehirnfunktion, die als erste durch Sauerstoffmangel beeinträchtigt wird, ist das Sehen.
Wenn die G-Belastung allmählich ansteigt, geht wegen zunehmendem Sauerstoffmangel
zuerst das Farbensehen verloren. (Grey Out)
Bei fortschreitenden positiven G kommt es zu einer Einengung des Sichtfeldes. (Tunnelblick)
Blackout ist der völlige Sehverlust durch positive G. Sobald die Belastung wieder reduziert
wird, kommt das Sehvermögen sowohl beim Grey-Out als auch Blackout nahezu
unverzüglich zurück.
Eine weitaus größere Gefahr ist der G-LOC. Die Abkürzung steht für „G-Force induced Loss of
Consciousness“, also durch G-Kräfte ausgelöste Bewusstlosigkeit.
Der G-LOC tritt bereits bei ca. +3 G auf, sobald die Belastung über einen Zeitraum von mehr
als etwa 15 Sekunden anhält. Aber auch kurzzeitige hohe G-Belastungen können zum G-LOC
führen, wenn der Anstieg der Beschleunigung so rasch erfolgt, dass der Kreislauf keine Zeit
hat, sich auf die Belastung einzustellen. Im Gegensatz zum Blackout, der bei Nachlassen der
Belastung quasi sofort verschwindet, kann es beim G-LOC bis etwa 45 Sekunden dauern,
bevor der Pilot das Bewusstsein wieder erlangt.
Deshalb ist der G-LOC eine potenziell tödliche Gefahr.
Bei negativen Beschleunigungen wird das Blut in den Kopf gedrückt. Der Druck im Kopf kann
für nicht daran gewöhnte Piloten recht schmerzhaft sein. Der „Red-Out“ kann nur bei großer (oder auch bei längerer geringer) negativer G-Belastung auftreten. Das Phänomen lässt sich so erklären, dass durch die
negativen G die Unterlider nach oben vor die Augen gedrückt werden und der Pilot dann nur
noch rot sieht.
Eine negative 'Beschleunigung' wird ebenfalls erreicht, wenn sich das Flugzeug in der Rückenfluglage befindet. Normalerweise wirkt die Erdanziehungskraft auf den menschlichen Körper ja in 'aufrechter' Position (also einfache Erdanziehungskraft oder 1 G).
Sehr hohe negative G können im Extremfall zu ernsten Schädigungen des
Gleichgewichtsorgans und als Folge davon zu Schwindelanfällen führen.