Trudeln


Trudeln bezeichnet Absturzverhalten, bei dem das Flugzeug auf seinen Tragflächen kreiselt.
Es rotiert dabei um seine Hochachse, ohne dass die Tragflächen Auftrieb erzeugen können.

Kontrolliertes Trudeln wird im Kunstflug und in besonderen Fällen im Luftkampf eingesetzt.
Unkontrolliertes Trudeln entsteht durch einen einseitigen Strömungsabriss und dürfte jedem Piloten allzu bekannt sein.

Strömungsabrisse treten vor allem bei Abfangmanövern, extremen Kurven oder zu niedriger Geschwindigkeit auf. Häufig reißt die Strömung nicht gleichzeitig an beiden Tragflächen ab.
Besonders häufig tritt ein einseitiger Strömungsabriss auf, wenn sich die Vorflügel ungleichmäßig öffnen (besonders in Kurvenlagen), oder die Fluglage des Schiebens nicht ausgeglichen wird.
Dies führt auch dazu, dass sich die Abrissgeschwindigkeit erhöht.




Trudelarten
Man unterschiedet hauptsächlich zwischen Flachtrudeln und Steiltrudeln.
Je nach Neigung der Längsachse wird zwischen Steil- (bzw. normalem) Trudeln und Flachtrudeln unterschieden.
In manchen Quellen wird als Grenze zwischen den beiden Zuständen eine bestimmte Längsneigung genannt (meist 45° oder 60°).

Das ist aber aus folgenden Gründen falsch:
Erstens pendeln viele Flugzeuge während des Trudelns mehr oder weniger stark um die Querachse,
so dass die Angabe eines bestimmten Neigungswinkels von vornherein sinnlos ist.
Außerdem besteht der wesentliche Unterschied nicht in einem bestimmten Neigungswinkel,
sondern in den Strömungsverhältnissen am Seitenruder.

Beim normalen (Steil-)Trudeln liegt auch während des Trudelns am Seitenruder immer Strömung an.
Das Trudeln kann deshalb durch einen beherzten Einsatz des Seitenruders jederzeit einwandfrei ausgeleitet werden (siehe 'Trudeln abfangen').

Beim Flachtrudeln ist das nicht der Fall.

Gerät ein Flugzeug ins Flachtrudeln, so gibt es selten die Möglichkeit dieses auszuleiten.
Ein Flachtrudeln tritt zumeist bei inkorrekter Schwerpunktlage auf.




Einleiten des Trudelns:
1. Höhenruder
Durch extremen Höhenrudereinsatz den Anstellwinkel in einen kritischen Bereich hinausziehen

2. Querruder
Bei einsetzendem Strömungsabriss volles Querruder geben, um den Strömungsabriss einseitig zu verstärken

3. Seitenruder
Optional volles Seitenruder in Richtung des Querruders treten, um den Querrudereffekt und den einseitigen Auftriebsverlust zu verstärken und so die Trudelwirkung zu verstärken



Trudeln beenden/abfangen:
1. Querruder
Querruder in Richtung der Trudelbewegung

2. Leistung
Leistung auf Leerlauf reduzieren

3. Seitenruder
Volles Seitenruder gegen die Trudelrichtung geben

4. Höhenruder
Volles Höhenruder drücken, um die Maschine in einen Sturzflug zu zwingen

5. Sturzflug
Mit einsetzendem Sturzflug die Leistung langsam erhöhen

6. Abfangen
Ab 250 km/h den Sturzflug abfangen

Der kritische Moment ist das Abfangen aus dem Sturzflug. Wenn man zu schnell abfängt, wird der Anstellwinkel so groß, dass ein erneuter Strömungsabriss einsetzt.
Meist ist man dann bereits zu dicht über dem Boden, um ein zweites Mal das Trudeln abfangen zu können oder abzuspringen.



Im Falle des Flachtrudelns
Hier sollte zuerst versucht werden, mit stoßartigem Drücken (aufschaukeln des Flugzeugs) bis zum Anschlag, die Längsneigung zu erhöhen, um in ein Steiltrudeln zu gelangen.
Es soll auch schon Fälle gegeben haben, bei denen es dem Piloten gelungen sein soll, durch Losschnallen und Verlagern des Schwerpunkts nach vorne das Flachtrudeln zu beenden, doch ist der Erfolg dieser Verzweiflungstat keineswegs garantiert.
Bei propellergetriebenen Flugzeugen kann mit Hilfe der Motorleistung und der dadurch bewirkten unterschiedlichen Kreiselwirkung des Motors die Trudellage bedingt beeinflusst und so auch bei korrektem Schwerpunkt ein Flachtrudeln erzeugt werden. Dieses geht dann wieder in ein Steilrudeln über, sobald die Leistung zurückgenommen wird.