Funktionsprinzip


Aufschiessende Waffen

Bei aufschießenden Waffen ist vor der Betätigung des Abzugs der Verschluss geschlossen und die Patrone befindet sich bereits im Patronenlager. Der Verschluss bewegt sich erst nach der Schussauslösung, um die Hülse auszuwerfen und eine neue Patrone zuzuführen.

Die meisten Selbstladepistolen und Sturmgewehre sowie modernen Maschinenpistolen sind aufschießende Waffen.
Beispiele sind als Rückstoßlader mit Rollenverschluss das Sturmgewehre HK G3 und die Maschinenpistole HK MP5, als Gasdrucklader das HK G36, Colt M16 und AK 47.

Vorteile:
Aufschießende Waffen sind wegen der erst nach dem Schuss bewegten Massen präziser als zuschießende Waffen.

Sie sind durch den vorne stehenden Verschluss auch besser gegen eindringenden Schmutz geschützt.


Nachteile:
Aufschießende Schnellfeuerwaffen neigen nach langen Feuerstößen wegen der schlechteren Wärmeableitung zur Selbstzündung der geladenen Patrone.

Beim geschlossenen Verschluss kann nicht gesehen werden, ob sich eine Patrone in der Waffe befindet. Einige dieser Waffen haben deswegen einen Ladestandanzeiger, beispielsweise einen Stift, der sicht- und fühlbar aus dem Waffengehäuse hervorsteht, wenn sich eine Patrone im Patronenlager befindet. Beispielsweise bei der Luger P 08 ist der im geladenen Zustand heraustretende Auszieher mit dem Wort „Geladen“ beschriftet.



Zuschiessende Waffen

Bei zuschießenden Waffen ist vor der Betätigung des Abzuges der Verschluss in seiner hinteren Stellung. Erst durch die Betätigung des Abzugs schnellt er vor, führt eine Patrone aus dem Magazin ins Patronenlager ein und zündet sie. Zuschießend sind vor allem frühe Maschinenpistolen mit Masseverschluss. Beispiele sind alle im Ersten und Zweiten Weltkrieg eingesetzten Maschinenpistolen und die spätere Uzi. Auch die meisten Maschinengewehre des Zweiten Weltkrieges, das deutsche MG34, das MG42, das englische Bren LMG, das tschechische ZB vz. 26, das amerikanische Browning Automatic Rifle, das moderne MG3 und andere mehr sind zuschießende Waffen, da sich bei Waffen auf Lafette oder Vorderstütze die vorlaufende Verschlussbewegung nur wenig auf die Genauigkeit auswirkt. Wichtiger war, Selbstzündungen zu vermeiden und in Feuerpausen den Lauf etwas schneller abkühlen zu lassen.

Vorteile:
Da eine halbstarre bzw. starre Verschlussverriegelung bei relativ schwachen Pistolenpatronen nicht notwendig ist (weil die Trägheit der Verschlussmasse genügt, die Öffnung des Patronenlagers bis zum Druckabfall im Lauf zu verzögern), kann das System einer Maschinenpistole einfacher gehalten werden. Da die Verriegelung zudem ein mechanisch stark beanspruchtes Element ist, sind sogenannte Masseverschlüsse zuverlässiger und langlebiger.

Ein weiterer Aspekt ist die Kühlung der Waffe. Da schon wenige Schuss ausreichen, um sehr hohe Temperaturen in der Waffe zu erzeugen, wird bei Maschinenpistolen und Maschinengewehren, welche für Dauerfeuer ausgelegt sind, oft die zuschießende Bauweise verwendet. Zwischen den Feuerstößen wird so für mehr Luft gesorgt, die das System, und vor allen Dingen die oberste Patrone im Magazin, kühlt. Dies ist notwendig, da nicht nur eine Gefahr der Zündung durch überhitzte Patronen wie bei aufschießenden Waffen besteht, sondern auch der empfindliche Zündsatz seine Funktion verlieren oder die Patrone, bedingt durch Ausdehnung etc., klemmen könnte.

Zum Entladen müssen nur das Magazin oder die Gurte entnommen werden.

Der Ladezustand ist ebenfalls leichter erkennbar.


Nachteile:
Ein großer Nachteil ist die mangelnde Sicherheit zuschießender Waffen. Erhält die Waffe einen Stoß, kann sich leicht ein Schuss lösen.

Auch kann durch den offenen Verschluss leicht Schmutz in die Waffe eindringen, wodurch sie nicht mehr abgefeuert werden kann bzw. klemmt. Deshalb müssen zuschießende Waffen vor Schmutz, Regen etc. immer besonders geschützt werden, was sich auf dem Gefechtsfeld aber oftmals schwierig gestaltet.

Während im aufschießenden Modus lediglich der sehr leichte Zündmechanismus über eine geringe Distanz bewegt wird, bevor der Schuss ausgelöst wird (ein Schlagbolzen bzw. ein Hammer, der auf den Schlagbolzen schlägt), bewegt sich im zuschießenden Modus der massive Verschluss über die gesamte Durchladestrecke durch das Systemgehäuse, bevor die Patrone gezündet wird. Diese Bewegung einer relativ großen Masse über eine relativ große Strecke kann zum Verreißen der Visierlinie führen, bevor der Schuss ausgelöst wird bzw. das Projektil den Lauf verlässt. Dieser Effekt mag minimal erscheinen, aber ein Verreißen der Laufmündung um Bruchteile eines Millimeters macht ein sicheres Treffen auf 100 m bereits unmöglich. Bei Waffen, die auf einer Lafette montiert sind, ist dieses Problem vernachlässigbar.