Junkers Ju 87 "Stuka"
Der Sturzflugbomber (abgekürzt mit Stuka) steht nicht als Synonym für die JU 87. Vielmehr handelte es sich um eine besondere Gattung von Flugzeugen, die für das Bombardieren von Zielen in niedriger Höhe und bei hoher Geschwindigkeit entworfen wurden. Auch die Entwicklung von Sturzflugbombern fing nicht bei der JU 87 an. Bereits im Ersten Weltkrieg dachte man über die Entwicklung von "Stukas" nach. Erste Versuche mit Doppeldeckern waren zwar noch nicht von großem Erfolg geprägt, jedoch stellen die Militärs sehr schnell fest, dass ein gezielter Bombenabwurf aus niedriger Höhe wesentlich mehr Erfolg versprach, als ein Bombenabwurf aus größer Höhe. Mit der Entwicklung der Ju 87 suchte die deutsche Führung den Schwierigkeiten, die sie bei der Konstruktion von Zielgeräten für den Horizontalbombenabwurf hatte, aus dem Wege zu gehen. Während Arado in der Ar 81 einen robusten Doppeldecker und Heinkel in der He 118 einen schnittigen Eindecker mit Einziehfahrwerk entwickelte, schuf Junkers in der Ju 87 einen robusten Knickflügel-Eindecker mit starrem Fahrwerk. Das Vergleichsfliegen der vier Muster fand in Rechlin statt, wobei die Junkers schließlich Sieger blieb und in die Fertigung ging. Der erste Prototyp, die Ju 87 V-1, besaß noch ein Doppelleitwerk, um ein freies Schussfeld nach hinten zu bieten. Charakteristisch waren die Knickflügel und die lang gestreckte, stark verglaste Abdeckhaube für die beiden hintereinander liegenden Pilotensitze. 1935 entstand der zweite Prototyp, die Ju 87 V-2. Der Prototyp Ju 87 V-3 war mit dem neuen Jumo 210-Motor und einer verstellbaren Luftschraube ausgestattet. Außerdem hatte diese Maschine wieder ein einfaches Seitenleitwerk. Der vierte Prototyp, die Ju 87 V-4, entsprach bereits der Serienausführung Ju 87 A. 1937 ging die erste Version in Serie und wurde im Rahmen der Legion Condor im spanischen Bürgerkrieg erprobt. Die Serienausführung begann mit der Ju 87 A-1, welche mit einem Jumo 210 C-Motor ausgestattet war. Die Bewaffnung bestand aus zwei MG 17, die starr im Flügelknick montiert waren, sowie einem MG 15, das beweglich im Heck montiert war. Die Bombenzuladung bestand vorerst aus einer 500-kg-Bombe unter dem Rumpf. Die Aufhängung der Bombe war so konzipiert, dass sie beim Sturzflugangriff ausschwenkte, um die Abwurfwaffe aus dem Propellerkreis zu befördern. Bereits 1938 wurde die verstärkte Ju 87 B-Reihe aufgelegt und ging 1940 in die Serienfertigung. Sturzflugbremsen begrenzten die Maschine im Sturz auf etwa 500 km/h, was die Belastungen für Besatzung und Zelle in erträglichen Grenzen hielt. Als der Stuka erstmals zum Einsatz kam, glaubten seine Förderer, dass er eine überragende Waffe sei. Der sagenhafte Ruhm, den der Stuka während des Polen- und Frankreichfeldzuges erringen konnte, verlieh dem Glauben an diese Waffe noch zusätzlichen Auftrieb. Der Stuka war ein Präzisionsbomber, denn er konnte seine Ziele mit bemerkenswerter Genauigkeit bombardieren. In der Regel wurde es mit einer Abweichung von weniger als dreizig Metern getroffen. Die Führung der Luftwaffe hatte von Anfang an eine Vorliebe für den Stuka. Diese Waffe sollte das Heer unmittelbar unterstützen und die weitreichende Artillerie ersetzen. Der "Stuka" war Massendemoralisierer, der senkrecht auf die Erde niederstieß – begleitet von einem infernalischen Sirenengeheul, das eine vernichtende moralische Wirkung auslöste. Von Udet wurde die charakteristische Motorsirene erfunden, die später auch den Namen "Jericho-Trompete" erhielt („Es war, als würden die Trompeten von Jericho geblasen.“). Die Erfolgskurve der Ju 87 erreichte ihren Höhepunkt während des Frankreichfeldzuges mündete jedoch über den britischen Inseln in einen absteigenden Ast, denn der Einsatz der Stukawaffe setzte die eigene Luftüberlegenheit voraus, eine wünschenswerte Lage, die mit dem Fortgang des Krieges auf deutscher Seite immer weniger zu erringen war. So robust dieses Flugzeug aber auch gewesen sein mag, es war das ganz natürliche Opfer für jeden halbwegs geschickten Jagdflieger. Trotzdem wurden bis 1944 weiter verschiedene Varianten der Ju 87 gebaut. Zum Beispiel wurde die Ju 87 B-2/U-4 für den Einsatz über Wasser mit Schwimmpontons ausgerüstet. Die C-Reihe der Ju 87, welche für den nie fertig gestellten Flugzeugträger "Graf Zeppelin" vorgesehen war, wurde speziell für den Trägereinsatz ausgerüstet. Die Ju 87 C-1 war eine Abwandlung der B-1-Variante welche mit Landehaken unter dem Rumpfheck und einem abwerfbaren Fahrgestell für den Fall einer Notwasserung versehen war. Der gesamte Aufbau war für den Katapultstart verstärkt worden, entsprach aber sonst der B-1-Variante. Die weitere Entwicklung der C-Serie wurde jedoch kurz nach dem Kriegsausbruch abgebrochen, der Umbau von B-1- in C-1-Maschinen 1941 gestoppt. Die D-Reihe war die am meisten gebaute Version der Junkers Ju 87. Im Gegensatz zur B-Serie fiel der große Bauchkühler weg und wurde durch zwei Kühler unter dem Flügelmittelstück ersetzt, wobei unter der Motorhaube lediglich der Ölkühler verblieb. Die Führersitz-Abdeckhaube wurde umkonstruiert und in Tropfenform gestaltet. Die Panzerung war verstärkt worden und das Gehänge unter dem Rumpf war in der Lage, Bomben bis zu einem Gewicht von 1.800 kg zu tragen. Die im Krieg immer stärker werdende Bodenabwehr schränkte Sturzkampfeinsätze jedoch immer weiter ein. Daher wurde die Ju 87 für den Schlachtfliegereinsatz umkonstruiert. Zum Abschluss wurden die Maschinen der G-Reihe nun mit je einer 3,7-cm-Flak unter jedem Flügel bewaffnet.