Messerschmitt Me 262 "Schwalbe"
Messerschmitt Me 262 A
Während die Heinkel He 280 der erste Jäger der Welt war, der mit Strahlantrieb flog, sollte die Me 262 der erste Strahljäger sein, der auch tatsächlich eingesetzt wurde. Der erste von fünf Prototypen, die Me 262 V1, flog am 18. April 1941. Sie war aber mit einem Kolbenmotor Jumo 210G ausgerüstet, weil die vorgesehenen Turbinen noch nicht flugtauglich waren. Am 18. Juli 1942 flog eine Maschine ausschließlich mit Strahlantrieb, es war der dritte Prototyp Me 262 V3, der zwei Strahlturbinen Junkers Jumo 004A besaß. Anschließend wurden 20 Vorserienmaschinen Me 262 A-0 aufgelegt. Die meisten davon wurden mit Versuchsnummern belegt, die bei V6 begannen. Die Me 262 V6 flog erstmals am 17. Oktober 1943. Bis auf die V3 gingen alle Maschinen der ersten acht Versuchsflugzeuge im Laufe des Testprogramms verloren, sie wurden durch zusätzliche Ersatzflugzeuge ersetzt, die ab Me 262 V1 Ers fortlaufend durchnummeriert waren. Das erste Serienmodell war der einsitzige Abfangjäger Me 262 A-1a, der halboffiziell mit "Schwalbe" betitelt wurde. Als Antrieb dienten zwei Strahltriebwerke Jumo 004B-1 (-2 oder -3) mit je 900 kp Schub. Er trug eine Bewaffnung aus vier 30-mm-Bordmaschinenkanonen Typ MK 108, später kamen noch 12 Raketen R4M Kal. 55 mm unter den Flügeln hinzu. Durch den Einbau von bestimmten Umrüstsätzen entstand die Me 262 A-1a/U1 (zwei BMK MK 108 wurden durch MK 103 ersetzt, außerdem erhielt sie noch zwei 20-mm-BMK MG 151 zusätzlich), U2 (zusätzliches FuG 125 Hermine) und U3 (Bewaffnung gegen zwei Kameras Rb 50/30 ausgetauscht). Wenn die Maschine zur Mitnahme von einer 500-kg-Bombe oder zwei 250-kg-Bomben für den Einsatz als Jagdbomber umgerüstet war, trug sie die Bezeichnung Me 262 A-2a "Sturmvogel". Die Bewaffnung der Me 262 A-2a/U1 war auf zwei 30-mm-BMK reduziert, damit die Sturzkampfzieleinrichtung TSA eingebaut werden konnte, und in der U2 war Platz für ein zweites Besatzungsmitglied vorhanden, das das Kreisel-Bombenvisier Lofte 7H bedienen sollte. Die Me 262 A-1b hatte anstelle des Reflexionsvisiers Revi 16B ein Kreiselvisier EZ 42. Im Juni 1944 nahm die Luftwaffe die ersten 28 Serienmaschinen Me 262 A ab. Das Erprobungskommando 262 (EKdo 262) flog noch im gleichen Monat die ersten Abfangeinsätze mit diesem Strahljäger. Bis Anfang November waren 315 Maschinen geliefert worden, und bis Ende April 1945 waren es noch weitere 1.065.
Messerschmitt Me 262 B
Im Herbst 1944 begann man mit der Umkonstruktion der Me 262 zum Nachtjäger, wobei vorgeschlagen wurde, die zweisitzige Schulmaschine Me 262 B-1a zur Me 262 B-2 umzubauen. Dieser Trainer, der erstmals in Prototypform als Me 262 S5 im April 1944 geflogen war, unterschied sich von der Me 262 A hauptsächlich durch das Fehlen des hinteren Rumpftanks, statt dessen war ein zweiter Cockpitplatz für den Fluglehrer eingerichtet. Bis auf 240 l konnte die verloren gegangene Tankkapazität durch zwei externe Zusatztanks ausgeglichen werden, die an den "Wikingerschiff" genannten Pylonen unter dem Vorderrumpf aufgehängt waren. Es war geplant, die Me 262 B-2 durch zusätzliche Rumpfsegmente vor und hinter dem Cockpit um 1,20 m zu verlängern, dann hätte der hintere Rumpftank wieder eingebaut werden können. Am 5. Oktober 1944 wurde stattdessen vorgeschlagen, dass der Trainer Me 262 B-1a als Interimslösung für den Nachtjagdeinsatz verwendet werden sollte. Dazu wurden ein Bordradar FuG 218 Neptun V mit den dazugehörigen Hirschgeweih-Antennen und ein FuG 350 Naxos Z eingebaut, die Standardbewaffnung aus vier 30-mm-Bordmaschinenkanonen MK 108 wurde beibehalten. Der Umbau der Schulmaschinen zum Nachtjäger Me 262 B-1a/U2 wurde bei DLH in Berlin-Staken durchgeführt, wobei tatsächlich nur sieben Maschinen bei der 10./NJG 119 zum Einsatz kamen. Die endgültige Ausführung des Nachtjägers Me 262 B-2a sollte in zwei Versionen gebaut werden, einmal mit einer der B-1a/U1 entsprechenden Radarausführung, die andere hätte ein im Zentimeterbereich arbeitendes Radar FuG 240/1 Berlin N-1a bekommen. Die Bewaffnung hätte durch zwei zusätzliche 30-mm-BMK MK 108 als "Schräge Musik" ergänzt werden sollen. Die erste mit FuG 218 ausgerüstete Me 262 B-2a flog angeblich Ende März 1945, aber die mit FuG 240 ausgerüstete Version befand sich noch in der Fertigung, als das Deutsche Reich zusammen brach.
Messerschmitt Me 262 C
Im Sommer 1944 wurde mit großem Nachdruck an der Version der Me 262 mit Raketenhilfsantrieb gearbeitet. Das Projekt wurde im Rahmen des Heimatschützer-Programms durchgeführt, das selbst wiederum der Ableger eines Abfangjäger-Programms aus der Jahresmitte 1943 war. Dabei handelte es sich um Versionen des Messerschmitt-Jägers mit gemischtem Antrieb für größtmögliches Steigvermögen. Die ursprüngliche Version Me 262 C-1a "Heimatschützer I" war aus dem Umbau der Me 262 A entstanden, dazu wurde ein Raketenmotor Walter R II-211/3 (HWK 509) in den Hinterrumpf eingebaut. Der Vorder- und Hintertank dienten zur Aufnahme von "T-Stoff" bzw. "C-Stoff". Das Unterteil des Seitenruders war entfernt worden, damit es nicht vom Düsenstrahl beschädigt wurde, unter dem Rumpf wurde ein Kraftstoffablassrohr angebaut, das Fahrwerk erhielt noch zwei Hilfsräder, die nach dem Start abgeworfen werden konnten. Aus der Me 262 V6 Ers entstand der erste Prototyp Me 262 C-1a, er flog erstmals am 16. Oktober 1944, der Raketenmotor wurde aber erst am 27. Februar 1945 gezündet, und es wurden nur drei Flüge mit Raketenhilfsantrieb durchgeführt. Die Me 262 C-2b unterschied sich durch ihre zwei Antriebseinheiten BMW 003R, die jeweils aus einem Strahltriebwerk BMW 003A mit 800 kp Schub und einem Raketenmotor BMW 718 mit 1.225 kp Schub bestanden. Der Prototyp dieser Version, die Me 262 V12 Ers, flog am 8. Januar 1945 nur mit Turbinenantrieb, der einzige Flug mit zusätzlichem Raketenantrieb fand am folgenden 26. März 1945 statt. Eine dritte Version, die Me 262 C-3 "Heimatschützer IV" hatte einen abwerfbar unter dem Rumpf montierten Raketenmotor R II-211 und außen angebrachte Tanks für den T-Stoff, die Entwicklung wurde vor der Fertigstellung aufgegeben.